[Artikel] Webseite „Selbstorganisation und New Work – Lernen vom Kulturwandel der Spitex Stadt Luzern“

Webseite „Selbstorganisation und New Work – Lernen vom Kulturwandel der Spitex Stadt Luzern“

Unter www.selbstorganisation-spitex.ch hat die Spitex Stadt Luzern Ende Januar 2024 eine Webseite über ihre eigene Entwicklung hin zu Selbstorganisation und New Work lanciert. Anhand von Kurzvideos, Dokumenten und weiterführenden Links können sich Interessierte über die Herangehensweise, Chancen und Herausforderungen eines solchen Kulturwandels informieren und von den Erfahrungen der Spitex Stadt Luzern profitieren. «Wir sind überzeugt, dass diese Arbeitsform besser unserem Menschenbild entspricht und uns sowohl betrieblich als auch persönlich weiterbringt», sagt Eva Müller. Sie ist bei der Spitex Stadt Luzern zuständig für Kommunikation und Marketing und hat die Entwicklung der Webseite von Anfang an begleitet.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Webseite zu diesem Thema zu machen und was erhofft ihr euch davon?

Um einen solchen Kulturwandel durchzuführen, braucht es sehr viele Ressourcen: Zeit, um Mitarbeitende zu schulen, finanzielle Mittel, um Neues auszuprobieren, … Da wir keine öffentlichen Gelder dafür einsetzen können, haben wir uns auf die Suche nach anderen Unterstützern gemacht. Unter anderem haben wir uns an die Age–Stiftung gewandt. In Gesprächen mit Karin Weiss von der Age-Stiftung entstand dann die Idee zu dieser Webseite: Indem wir unsere Erfahrungen öffentlich machen, geben wir anderen (Spitex-)Organisationen, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen wollen, eine Hilfestellung. Sie erfahren beispielsweise, wie wir die Umstrukturierung angegangen sind und welche Voraussetzungen dafür wichtig waren. Jede und jeder kann sich aus den Videos und den weiteren Informationen, das herauspicken, was sie oder ihn weiterbringt.

Aber auch unsere eigenen sowie potentielle Mitarbeitende profitieren von der Webseite: Sie finden dort wichtige Anregungen für ihre Arbeit in den selbstorganisierten Teams und lernen die damit einhergehende Haltung besser kennen – vor allem neuen Mitarbeitenden erleichtert dies den Einstieg in unserem Betrieb. Viele bewerben sich mittlerweile genau deshalb bei uns, weil sie nicht mehr in einem hierarchisch geführten Betrieb arbeiten wollen. Im besten Fall erfahren sie über die Webseite von unserer Arbeitsweise und melden sich dann bei uns.

Wie ist die Webseite aufgebaut?

Kernstück der Webseite sind Kurzvideos mit einer Länge von etwa drei bis zehn Minuten. Jedes Video befasst sich mit einem konkreten Thema aus den drei Kategorien „Praxisalltag“, „Umsetzungsprozess“ oder „Hintergrund“. In den Videos wechseln sich Ausschnitte aus Interviews, die mit verschiedenen Mitarbeitenden geführt wurden, mit einer Kommentarstimme und Motion Graphics ab. Die Videos wurden in Zusammenarbeit mit Küchentisch Films aus Liebefeld, und Fabust aus Bern erstellt. Ergänzend zu den Videos sind jeweils noch Dokumente und weiterführende Links auf der Webseite verfügbar.

Wie ist euer Weg in die Selbstorganisation verlaufen?

2017 hat sich unsere Geschäftsleiterin Tamara Renner damit auseinandergesetzt, wie sich der Betrieb weiterentwickeln kann. Die Teams hatten eine kritische Grösse erreicht und es stand eine Grundsatzentscheidung an: entweder den Overhead mit einer weiteren Hierarchieebene ausbauen oder neue Wege gehen. Die Ideen dazu wurden zunächst dem Geschäftsleitungsteam und dann dem Vorstand präsentiert, im Jahr darauf in einem Pilotprojekt zusammen mit dem damaligen «Kader» (Geschäftsleitungsteam und Teamleitungen) ausgearbeitet. 2019 starteten wir schliesslich mit vier Pilotteams in die Selbstorganisation und seit 2021 arbeiten alle Teams selbstorganisiert. Die einzelnen Phasen des Umsetzungsprozesses sind auf der Webseite ausführlich beschrieben. Abgeschlossen ist der Prozess natürlich nie, denn die Selbstorganisation basiert ja auf einer lernenden und lebendigen Organisation, die sich stetig weiterentwickelt. Und auch das Umfeld, in dem wir tätig sind, ändert sich laufend – durch die Selbstorganisation können wir darauf besser und direkter reagieren.

Eignet sich Selbstorganisation und New Work für jeden Betrieb und jeden Menschen?

Zunächst einmal sind wir davon überzeugt, dass diese Arbeitsform unserem Menschenbild entspricht und uns sowohl betrieblich als auch persönlich weiterbringt. Ob es sich aber in jedem Unternehmen umsetzen lässt, hängt aus meiner Sicht von zwei Faktoren ab: Zum einen muss die «Führungsriege» des Unternehmens der Selbstorganisation offen gegenüberstehen – sie muss bereit sein, sich von den hierarchischen Strukturen und dem «CEO-Denken» zu lösen. Und zum anderen müssen die Mitarbeitenden frühzeitig eingebunden und für die Idee begeistert werden. Und auch Lust verspüren, den Weg zu gehen.

Wie geht es mit der Webseite weiter?

Genau wie unser Betrieb soll sich auch die Webseite kontinuierlich weiterentwickeln. So haben wir beispielsweise Anfang Juni ein weiteres Video aufgeschaltet: zum Thema «Produktivität». Und auch in Zukunft soll es immer wieder neue Videos zu weiteren Themen geben – Themen, von denen wir heute vielleicht noch gar nichts ahnen, die uns aber in Zukunft beschäftigen werden.

Gemeinsam neu denken und sich von alt verankerten Strukturen zu lösen, gewinnt in unserem Betrieb zunehmend an Bedeutung. Wir könnten uns daher gut vorstellen, uns künftig auch vermehrt mit anderen Unternehmen darüber auszutauschen – beispielsweise in Form von öffentlichen Veranstaltungen, die wir dann ebenfalls über diese Webseite aufgleisen würden. Für den Herbst ist ein erster Versuch angedacht. Es lohnt sich also, regelmässig mal einen Blick auf www.selbstorganisation-spitex.ch zu werfen.

 

Eva Müller ist seit 2016 bei der Spitex Stadt Luzern für den Bereich Kommunikation & Marketing verantwortlich. Dadurch hat sie die Entwicklung des Betriebs hin zu Selbstorganisation und New Work von Anfang an miterlebt und mitgetragen. Bei der Spitex Stadt Luzern betreuen ca. 350 Mitarbeitende rund um die Uhr über 1000 Klientinnen und Klienten pro Monat.

 

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PeterZaengl (Alle Beiträge sehen)

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