Beiträge Foren Forum Erfahrungsberichte Erfahrungsbericht Christina Brunnschweiler, CEO der Spitex Zürich Limmat

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    Dieser Bericht erschien zusammen mit [Artikel] Menschlichkeit vor Bürokratie in der Zeitschrift Krankenpflege | Soins infirmiers | Cure infermieristiche | 03/2020 und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

    «Mehr Freiheit und mehr Verantwortung»

    Die Umstellung auf selbstorganisierte Teams komme bei den meisten Mitarbeitenden gut an, sagt Christina Brunnschweiler, CEO der Spitex Zürich Limmat. Ein Interview von Urs Lüthi.

    Krankenpflege: Die Spitex Zürich Limmat war Mitinitiantin der Buurtzorg-Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz. Was konkret haben Sie von den Empfehlungen der Studienautoren übernommen?

    Christina Brunnschweiler: Wir waren gemeinsam mit Studien-Autor Enrico Cavedon in Holland und haben schon zur Zeit, als die Studie noch lief, vieles umgesetzt.

    Im niederländischen Versorgungsmodell ist Selbstorganisation zentral. Setzen Sie das bereits um? Wenn ja, wie?

    Ja, wir sind mitten in der Umstellung auf vollumfänglich selbst organisierte Teams. Rund 50 Prozent sind bereits umgestellt, diese Teams arbeiten nach dem niederländischen Modell. Sie werden unterstützt durch Coaches und einem zentralen Support.

    Wie reagieren die Spitex-Mitarbeitenden auf die Veränderungen?

    Die Mitarbeitenden wurden bereits während der Pilotphase informiert und wir suchten regelmässig den Austausch. Die Reaktionen waren, wie immer bei Veränderungen, gemischt: Freude, Ängste, Aufbruchstimmung. Grundsätzlich ist jedoch die Stimmung sehr positiv. Die Mitarbeitenden wissen, dass sie nicht auf sich alleine gestellt sind. Die positive Stimmung hält an, auch wenn nicht alle dabei bleiben.

    Im Buurtzorg-Modell ist darauf ausgerichtet, die Autonomie der Klientinnen und Klienten zu fördern und ihr Beziehungsnetz zu stärken. Mit welchen Massnahmen kommen Sie diesem Ziel näher?

    Die Spitex hat einen Versorgungsauftrag und bereits heute sind diese beiden Punkte der Kern ihres Selbstverständnisses. Wir unterstützen Teamaktivitäten und Haltungen, die in diese Richtung gehen und haben auch ihre Auslastungsziele so gewählt, dass genügend Raum für die Förderung der Klientinnen und Klienten sowie die Stärkung des Netzes vorhanden ist.

    Können Sie anhand eines Beispiels zeigen, was Klienten dank dem Buurtzorg-Ansatz anders oder selbstständiger machen?

    Das kann ich so nicht, weil ich zu weit weg bin. Wie gesagt, die Spitex arbeitete mit ihrem Versorgungsauftrag schon immer genau so: die Klientinnen und Klienten zu mehr Selbständigkeit befähigen, nur machen, was andere nicht machen, Hilfsmittel zeigen und einführen, die zu mehr Autonomie führen, An- und Zugehörige miteinbeziehen und so weiter.

    Die Spitex arbeitet oft unter Zeitdruck. Ändert das neue Modell etwas daran?

    Ich denke ja, weil die Mitarbeitenden sich die Zeit besser selber einteilen können.

    Wo stösst die Buurtzorg-Theorie in der Praxis an die Grenzen?

    In der Schweiz hat die öffentliche Spitex einen Aufnahmezwang, der die ganz freie Teamorganisation natürlich relativiert. Zudem ist die aktuelle Finanzierung – Abgeltung pro verrechnete Stunde – wenig geeignet, die Hilfe zur Selbsthilfe zur fördern. Ich sehe aber keine sonstigen Grenzen. Das Buurtzorg-Modell hat sich über Jahre entwickelt. Ich denke, es braucht auch in der Schweiz einige Zeit und auch eine Umgewöhnung der Mitarbeitenden an die vermehrte Freiheit und Verantwortung.

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