Schlagwörter: Gesprächsführung Kooperation
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Marisa aktualisiert.
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17. Februar 2021 um 22:50 PM Uhr #4078
Mirjam
TeilnehmerMachtmittel Krankmachen. Funktioniert das? Warum?
«Wenn mir etwas nicht passt in meiner (Selbst-)Organisation, dann bleib ich einfach zu Hause. Dort kann mir niemand sagen, wenn ich einen Fehler gemacht habe oder ich sitze doofe Dienste einfach aus. Kranksein dürfen ist schliesslich ein Menschenrecht. Niemand hat das Recht, mir zu unterstellen, dass ich nicht wirklich krank bin.»
Das ist ein wenig überspitzt, dennoch mehren sich Anzeichen für einen solchen Missbrauch von Krankheit in meinem Berufsalltag. Krankmeldung wird einerseits eingesetzt, um sich unangenehmen Situationen zu entziehen oder darauf zu reagieren und andererseits wird direkt Macht auf die Arbeitsplanung ausgeübt, um zu den Diensten zu kommen, die man haben will, da sonst Krankheit droht. Das hat eine weitere Wirkung auf die anderen Mitarbeitenden, denn sie trauen sich nicht mehr krank zu sein, da möglicherweise der Verdacht der Drückebergerei im Raum steht.
Kennen das andere auch? Wie sind selbstorganisierte Verhaltensempfehlungen, um damit umzugehen?
18. Februar 2021 um 03:36 AM Uhr #4082Matthias
AdministratorLiebe Mirjam
Ich denke, das ist ein Problem, welches nicht ausschliesslich Organisationen mit Selbstorganisation betrifft, sondern Betriebe und Mitarbeitende allgemein. Der Unterschied liegt meines Erachtens darin, dass Mitarbeitende in Selbstorganisation eher die Macht hätten, die Dinge zu verändern, die sie stören und aufgrund dessen sie sich krankschreiben lassen. Es stellt sich die Frage, warum sie dies nicht tun oder tun können? Die Gründe können mannigfaltig sein (Verfügen nicht über die nötigen Kommunikationskompetenzen, haben schon einen schweren Stand im Team, Probleme im privaten Bereich, generelles Desinteresse und unglücklich-Sein mit der jeweiligen Stelle, …). Dies lässt sich wohl am ehesten in einem Gespräch herausfinden.
Tatsache ist, dass dies ggf. das Vorankommen eines Ganzen Teams verhindern kann. Mitglieder eines Kreises können zB in der Soziokratie als ultima Ratio aus einem Kreis ausgeschlossen werden, wenn es anders nicht mehr geht. Entsprechend sollte es auch möglich sein, ein Mitglied ganz auszuschliessen. Am besten in Absprache mit dem Mitglied, in dem eine Frist vereinbart wird. Glücklich wird das Mitglied wohl auch nicht sein mit der aktuellen Situation, daher könnte es auch eine Erleichterung für das Mitglied sein. Wichtig scheint mir der Dialog und die Zeit einen Übergang zu gestalten, eine neue Stelle suchen. Vielleicht findet sich auch innerhalb einer Organisation eine Lösung, in Form eines Teamwechsels.Bei der gegenteiligen Frage, nämlich Mitarbeitende die krank sind aber nicht zu Hause bleiben aus Angst davor was wohl Teamkolleg*innen denken könnten, geht es wohl darum gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und aufzuzeigen, dass es manchmal besser ist zu Hause zu bleiben und sich auskurieren (keine Ansteckung anderer, keine Verschleppung der Krankheit aufgrund zu weniger Erholung bzw. Chronifizierung, Wichtigkeit der Erholung für die Immunabwehr).
Dies soweit meine Gedanken zu deiner Frage. Bin gespannt, was andere dazu meinen.
Lieben Gruss,
Matthias22. Februar 2021 um 22:36 PM Uhr #4114Asaël
TeilnehmerLiebe Mirjam
Ich habe zwei Annahmen
1.) dass das Verhalten einer Person für diese Person irgendeinen Sinn macht.
2.) dass um eine eher treffende Wahrheit zu finden miteinenander kommuniziert werden sollte.
Daher würde ich mich prüfen ob der genannten Person die eigene Vermutuung (krankmachen als Machtmittel) mitgeteilt werden kann. So könnte interessantes zum Vorschein kommen.. Sollte siech die Hypothese bestätigen, wäre eine Frage, ob die betroffenen Person sich sonst onmächitig fühlt.. welshalb? Gäbe es gesündere Handlungsalternativen?
Ein sehr spannendes Thema!!
24. Februar 2021 um 19:44 PM Uhr #4133Mirjam
TeilnehmerVielen Dank für die Antworten!
Ich gehe konform mit dem Ansatz, aus einem solchen Verhalten entstehende Interpretationen anzusprechen, um zu einer Stellungsnahme zu kommen. Was wäre dann zu empfehlen, was bei einem solchen Gespräch berücksichtigt werden müsste, damit es nicht als Angriff gewertet wird und ein konstruktiver Dialog entstehen kann?
26. Februar 2021 um 17:18 PM Uhr #4143Asaël
TeilnehmerDen Ansatz der „gewaltfreien Kommunikation“ finde ich ich einen guten Weg.
Eine Zusammenfassung ist bsp. unter https://mediation-ch.org/cms2/fileadmin/dokumente/Newsletter/2015-02/de/Handout_GFK.pdf
zu lesen.
20. Juli 2021 um 12:13 PM Uhr #5107Marisa
TeilnehmerHallo zusammen
Was für eine spannende Diskussion!
Mir ging folgendes durch den Kopf: Wäre es möglich, dass die Person unzufrieden ist, sie sich jedoch gewohnt ist, dass sich an der Unzufriedenheit „eh nichts ändern kann“, da die Vorgesetzten sie ja sowieso nicht verstehen? Ich könnte mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die gerne motzen, aber die nie gelernt haben für sich richtig einzustehen und Anliegen angemessen anzubringen. Weil sie vielleicht in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Jetzt fehlt ihnen das Vertrauen, neue Versuche zu wagen. Das Umdenken, dass die eigene Meinung wertvoll ist, kommt vielleicht nicht bei allen an?
In einem Gespräch mit der Person, würde ich vermutlich vor allem viele Frage stellen, so dass die Person sich selbst reflektiert und erkennt, dass sie ihre Macht anderweitig, also nicht um Druck auszuüben, nutzen kann.
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