Der Umgang mit der Entscheidungskompetenz über die Finanzen ist das entscheidende Kriterium, ob eine echte Selbstorganisation angestrebt wird oder nicht. Es heisst: «Beim Geld hört der Spass auf». Daran, wieviel Verfügungsgewalt Mitarbeitende über die Unternehmensfinanzen bekommen, können sie messen, wie sehr ihnen vertraut wird. Je ernster es der Führungsetage mit der Kultur der Augenhöhe und der Wertschätzung der professionellen Kompetenzen einzelner Mitarbeitender ist, umso freier dürfen diese über die Ausgaben, die ihren (Rollen-)Bereich betreffen, verfügen (Laloux 2015: 106ff).
Die Haltung von Selbstorganisationen ist, dass Budgets die Kreativität einschränken. Neue Lösungen werden nur im Rahmen von Budgets gesucht und neue Ansätze nicht weiterverfolgt, wenn zuvor kein Budget dafür gesprochen worden ist. So können aber innovative Ideen, die aus dem Prozess entstehen, nicht mehr weiter für die Organisation genutzt werden.
Das Lohnsystem muss an die neue Rollenverteilung angepasst werden. Das verunsichert Mitarbeitende. Wie soll der Wert der Arbeit gemessen werden? Wie soll der Ertrag des Unternehmens angemessen verteilt werden? Wie wird mit Boni umgegangen? Für alle diese Fragen gibt es für die Selbstorganisation verschiedenste Antworten, die von «angelehnt an die vorherige Hierarchie» bis zu «wir schaffen eine Rolle, die nach den Selbstorganisationsregeln (Konsultativrecht, Möglichkeit eines Einwandes etc.) über die Löhne entscheidet und nur jeweils kurze Zeit von derselben Person besetzt wird» reichen. Auch hier gilt jedoch der Grundsatz: Das Vorgehen auch und gerade in der Lohnfrage wird transparent und im Konsent von allen Mitarbeitenden entschieden.
Quellenverzeichnis
Laloux, Frederic (2015) Reinventing Organization. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. München. Verlag Franz Vahlen GmbH